Memento Mori

Hat Brantly Bright vom Ballett-Tanz- ins Schauspielfach gewechselt? Nach Jahren begegne ich der früheren Primaballerina in der Medienmatrix – ein Bild von ihr. Ein Filmstill? Brantly, aus Corpus Christi, sitzend vor einem Mikrophon auf einer Art Tribüne. Ist es ein Altar, ein Predigersitz, eine Kanzel? Das dunkle Holz vermittelt kühle Strenge.
Die Geschichte dieses Bildes birgt unendliche Trauer. Brantly ringt im Gerichtsaal um den sinnlosen Unfall-Tod, das verlorene Leben ihrer jungen Tochter Elena.
Ein alkoholisierter Raser ist des Mordes angeklagt. Elena wird im September 2009 in der Wait Chapel, Wake Forest University, North Carolina, zu Grabe getragen.
Das berührende Bild aus der Medienwelt holt mich nun – Jahre später wie ein Blitzschlag ein.
Die Kanzel, das Mikrophon, der steril-kühle Raum wie eine Fiktion – träume ich oder erinnere ich mich an einen Traum?
Doch beide Räume sind Wirklichkeit des Memento Mori.
Auch hier, in der Ersten Kirche Christi, am Picassoplatz geht’s um das Sterben. Der deutsche Photokünstler Thomas Struth, begleitet Forscher der Veterinärmedizin bei Studien zur Artenvielfalt. Sein jüngstes Werk Animals beleuchtet Tierwesen, nach dem Moment ihres natürlichen Vergehens. Das Projekt in der ehemaligen, von Otto Rudolf Salvisberg (1882-1940) erbauten Kirche, ist Teil eines öffentlichen Parcours während der Art Basel. Struths Sujets erscheinen im weiten Raum wie aufgehoben zwischen Leben und Tod. Ein Auferstehen in ihrer eigenen Schönheit. In Würde und Schärfe mahnen die Tierwesen an die Vergänglichkeit des Lebens. An den unendlichen Schlaf. Elena.