Der Weissling [Pieridae]

Kurz gelandet im Universum. Ahnungslos über die Welt dahinter? Vielleicht, vielleicht. Fasziniert von der eigenen Existenz, überzeugt von seiner Bedeutung. So wie du.
Kopernikus erkannte – die Erde dreht sich um die Sonne und nicht umgekehrt. Das ist nur wenige hundert Jahre her. Ein Klacks im Alter des Kosmos.
Der Falter kennt das Licht – und einen kleinen Funken der Wahrheit.

Schwarze Erde

Lanzarote. Natur und Kultur verschmelzen auf magische Weise. Inmitten vulkanischer Aschefelder und alter Krater lernen Menschen Tag für Tag das Land zu nutzen. Die Weinberge, geboren aus der Erde, sind Symbol für das Überleben in der scheinbar unfruchtbaren Welt.
Die Insel, mit ihren Mondlandschaften und Vulkanen, erzählt von tiefer Verbindung zwischen Mensch und Natur. Wer die steinigen Wege geht, wird mystische Landschaften und geheimnisvolle Gesichter finden.

Der Uaso Nyiro

Nun liegt er vor mir, der Uaso Nyiro. Das letzte Mal habe ich ihn über Kenia gesehen, beim Flug von Tansania nach Europa. Vom Sitz A14 (der eigentlich in der 13ten Reihe steht) auf die Erde schauen – in der wohlig klimatisierten Swissair Tube.
Emerson Lake and Palmer – die AirPods sind im Transparenzmodus, damit ich die gepressten Stimmen aus dem Cockpit nicht verpasse… («unter uns, das Flussdelta des Uaso Nyiro…»).
Gedankenversunken schwebe ich über dem CD-Cover von Brain Salad Surgery hin zu HR. Giger, zu den Airprush Erotomechaniks, den Alians und Biomechanoiden. Seine phantastisch-surrealen Werke – die visuellen Effekte sind geniale Meilensteine der neuen Kulturwelt.
Nun liegt er wieder vor mir, der Uaso Nyiro – im Weinbergdorf, gefallen vom Sturmtief vor wenigen Tagen.
Die armdicken Efeu-Äste, am Stamm klammernd und festgesaugt, werden im Winter mit dem stattlichen Kirschbaum Wohnstuben wärmen.
Ich bin mir heute nicht sicher, war’s zuerst der monochrone Musik-Rhythmus, das iPod-Coverbild-Bild oder der A 14-Sitz-Ausblick in der 13ten Reihe, der mich glücklich inspirierte?

Pilany

Wie eine Choreographie, geführt von leiser Melodie. Ein offenes, weiteres Photo-Projekt. Unverfälscht, direkt, ehrlich – Raum und Momente finden. Eine Reise in eine andere Welt.
Ich bin zu früh am Set auf dem Reitergut im Markgrafenland. Es riecht nach Pferdehaar und frisch gewachstem Lederstiefel – Stallgeruch. Die Schabracke, Sattellage und Pauschen sitzen. Bereit zur Auszeit, die Freiheit zu leben.
Die vornehme Schimmel-Dame Pilany scheint kurz irritiert – das erste Klickgeräusch der leisen Leica nur. Danielas warme, flüsternde Stimme und ihre sanfte Handbewegung wirken hypnotisch. Die mentale Verbindung spielt in Slow EMotion nun. Photo-Model und Pferd sind in Harmonie. Respekt – Vertrauen und Verstehen; eine wunderbare Freundschaft.
Ich erkenne – das Pferd ist eine stille Insel, heilend weit weg vom hektischen Festland Stadt. Welch ein Luxus, diese Freiheit einzufangen. Zeitlos.

Im Urlicht

Ein Haus am Ende der Strasse, auf einer Bergkuppe – im freien Land. Die Aussicht, berauschend. Die Sonne blendend. Ruffreudige Dohlen schweben vorbei – kunstvoll nutzen sie heftige Turbulenzen – schwirren aus dem Blick, scheinbar bis zu den Cirren hoch. Fern schwingt klassische Musik im Wind. Eine Symphonie. Die warme, tiefe Frauenstimme, eine Contra-Alto, trägt mich näher zum ungeschminkten Gebäude hin.
Ich erkenne das Orchesterwerk – Mahlers Zweite Symphonie, Resurrection, die Auferstehung, und die bekannte Gesangs-Partie: Im Urlicht.
„…Es klingt alles wie aus einer anderen Welt herüber. Und – ich denke, der Wirkung wird sich niemand entziehen können. – Man wird mit Keulen zu Boden geschlagen und dann auf Engelsfittichen zu den höchsten Höhen gehoben…“ so Gustav Mahler in einem Brief 1895 über sein sehnsuchtsvolles forderndes Werk.
Mahler klingt nach Bildmusik und inspiriert. Das Zeitbewusstsein ist plötzlich weg. Das Traurig-Schöne im Chores-Sang widerspiegelt die tägliche Wirklichkeit: Begierde, Liebe, Wut, Chaos, verdrängte Sucht – bis hin zum geordneten Vergeben. Der Ego-Rhythmus ist sehr stabil. Menschliches, Allzumenschliches. Nietzsche und Mahler – sie sind weit mehr als nur Zeitgenossen.
Bleibt zum Träumen noch Raum? Ich nehm ihn mir. Mit der Kamera.
Mein Vesper-Glas bleibt leergetrunken. Die sphärischen Chorstimmen sind verstummt und die Fensterflügel verriegelt.
Bald ist Winterzeit. Die Blumen schon ausgetrocknet.
Ich werde auf eine weite Reise gehen.

Himmelwasser

Löschweiher, Löschteiche („Feuerseen“), stammen aus mittelalterlicher Zeit. Da gab es noch keine zentrale Wasserversorgung.
Quell- oder Regenwasser (Himmelwasser) wurde meist in Siedlungen, im Ortskern bei Dorfbrunnen gespeichert. Mit einer Eimerkette, später mit Pumpen, konnten die Mannen der Feuerwehr das Wasser einfach vor Ort nutzen.
Das Reinehalten des Wassers ist wichtig – gegen Verschlammen hilft oft nur das periodische Reinigen. Fische sind gern gesehene Helfer.
Der gespiegelte „Feuer-Teich“, im frühmittelalterlichen Weinbergdorf im Markgrafenland, wird heute noch von Röhrenbrunnen-Quellwasser gespeist.